2023
Im Jahr 2023 haben fünf Künstler*innen an unserem Residenz Programm teilgenommen. Hier möchten wir sie, die entstandenen Arbeiten und Institute vorstellen:
Once again, five artists have taken part in our residency programme. Here we would like to introduce them, their works and their institutes:
Andrea Garcia
»Ich arbeite mit traditionellen und zeitgenössischen künstlerischen Methoden, um Beobachtungen und Fragen, die ich über menschliche und nicht-menschliche Beziehungen habe, zu verarbeiten. Geologie, ökokritische Theorie, digitale Darstellungen der Natur und mechanische Fehler inspirieren meine Kompositionen. Meine Kunstwerke nutzen anthropozentrische Phänomene als Methode, um sich eine visuelle Kultur aus nicht-menschlichen Perspektiven vorzustellen. Im Atelier arbeite ich mit einer Vielzahl von Materialien und Techniken wie Weben, Sticken, Quilten, Tuften, Keramik, Schweißen, Video, 3D-Modellierung und Animation, Fotografie und Druck. Mit verschiedenen Materialien und Techniken fühle ich mich frei, die entsprechenden Bedingungen und Geschichten von Menschen und Nichtmenschen in einer Zeit sozialer und ökologischer Unruhen zu analysieren.«
»Wie hat es die Kultur geschafft, eine ökologische Ungleichheit zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Körpern aufzubauen? Ist dies umkehrbar? Warum sieht dieser Berg so verdammt gut aus?«
»I work with traditional and contemporary art-making methods to process observations and questions I have about human and non-human relationships. Geology, ecocriticism theory, digital representations of nature, and mechanical errors inspire my compositions. My artworks utilise anthropocentric phenomena as a method to imagine a visual culture from non-human perspectives. In the studio, I work with an array of materials and techniques such as weaving, embroidery, quilting, tufting, ceramics, welding, video, 3D modeling and animation, photography, and print-making. With different materials and techniques I feel free to explore analysing the corresponding to conditions and stories of both humans and nonhumans in a time of social and ecological unrest.«
»How has culture managed to build an ecological inequality between humans and non-human bodies? Is this reversible? Why does that mountain look so damn good?«
Synthesize Sympathize Synthesize Sympathize Synthesize Sympathize - are we really staying as long as the sun shines?
2023
Eine Zusammenstellung von Werken aus Glas, synthetischen Farbstoffen, Wasserpumpen, Wasser, Wolle, auf Aluminium gedruckter Fotografie, gesteppten Stoffen mit natürlichen Farbstoffen, 3D-gedrucktem Porzellan, gepressten Pflanzen und anderen Mischtechniken.
In Zusammenarbeit mit Christine Kranz (CataLight), Benjamin Dietzek-Ivanšić (CataLight), Frank Hellwig, Kalina Peneva (CataLight), Konrad Hotzel, Daniel Costabel, Fabian Schneider
Besuche und Beobachtungen an der Universität Jena, dem Hausknecht Herbarium, dem Botanischen Garten Jena und den Laboren in Cata Light inspirierten verschiedene Iterationen des Sammelns, Extrahierens und Beobachtens aus der unmittelbaren Umgebung - manchmal sogar des Extrahierens und Sammelns in den Laboren selbst. Wissenschaft und Kunst machen beide das Unsichtbare sichtbar. Um sehen zu können, muss es Licht geben - ein konstantes Thema, das sich durch die gesamte Arbeit zieht. Eine atmende Glasinstallation, 2D-Textil- und Fotoarbeiten, 3D-gedrucktes Porzellan, natürliche, lokale Pflanzenextrakte und synthetische fluoreszierende Farbstoffe sind Fragmente und Systeme, die künstliche und echte Abhängigkeiten zwischen Menschen, Pflanzen und der Sonne widerspiegeln.
A compilation of works made of glass, synthetic dyes, water pumps, water, wool, photography printed on aluminum, quilted fabrics with natural dyes, 3D printed porcelain, pressed plants, and other mixed media.
In collaboration with Christine Kranz (CataLight), Benjamin Dietzek-Ivanšić (CataLight), Frank Hellwig, Kalina Peneva (CataLight), Konrad Hotzel, Daniel Costabel, Fabian Schneider
Visitations and observations at the University of Jena, the Hausknecht Herbarium, the Botanical Garden Jena, and the Labs in Cata Light inspired different iterations of collecting, extracting, and observing from the immediate surrounding– sometimes even extracting and collecting from the labs themselves. Science and Art both make the invisible visible. In order to see, there must be light; a constant theme throughout the work. A breathing glass installation, 2D textile and photo works, 3D printed porcelain, natural, local plant extractions, and synthetic fluorescent dyes are fragments and systems reflecting artificial and authentic dependencies between humans, plants, and the sun.
Andrea arbeitete mit den Wissenschaftler*innen Christine Kranz und Benjamin Dietzek-Ivanšić von Catalight zusammen. CataLight erforscht die kontrollierte Verknüpfung von molekularen lichtgesteuerten katalytischen Einheiten mit hierarchisch strukturierten Matrizen aus weicher Materie, um Sonnenstrahlung in chemische Reaktivität umzuwandeln. Außerdem konsultierte sie Frank Hellwig vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv).
iDiv ist ein DFG-Forschungszentrum mit mehr als 450 Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Mitgliedern an den Hauptstandorten Halle, Jena und Leipzig. Forscherinnen und Forscher aus 40 Nationen erarbeiten hier die wissenschaftliche Grundlage für den nachhaltigen Umgang mit der Biodiversität unseres Planeten.
Scientists Benjamin Dietzek-Ivanšić and Christine Kranz from Catalight will collaborate with Andrea. In order to transform solar energy into chemical reactivity, CataLight investigates the regulated coupling of molecular light-driven catalytic units with hierarchically constructed soft matter matrices. Frank Hellwig from the German Centre for Integrative Biodiversity Research (iDiv) will also be consulted.
With its major offices in Halle, Jena, and Leipzig, iDiv is a DFG research center with more than 450 employees and members. The scientific foundation for the sustainable management of our planet's biodiversity is created here by researchers from 40 different nations.
Kathrin Hunze
»Ich arbeite als Medienkünstlerin an den Schnittpunkten verschiedener Inszenierungsformen im Kontext des bewegten Bildes mit neuen Medien. Meine künstlerische Forschung konzentriert sich auf die Untersuchung von Prozessen, Mechanismen, und ethischen Aspekten neuer Technologien und deren Auswirkungen in komplexen Systemen.«
Kathrin Hunze ist Medienkünstlerin und Meisterschülerin wie auch Absolventin des Studiengangs Kunst & Medien, an der Universität der Künste Berlin, studierte Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Sie ist Dozentin in den Fachbereichen Fashiondesign, Kunst & Medien, an der Universität der Künste Berlin. Sie ist Vorstandsmitglied des Medienkunstvereins Berlin und Mitglied der Kollektive nox&honig, KateHack und raumperspektive.
»I am working as a media artist at the intersections of different forms of staging in the context of the moving image with new media. My artistic research focuses on the exploration of processes, mechanisms, and ethical aspects of new technologies and their effects in complex systems.«
Kathrin Hunze is a media artist and master student as well as a graduate of the Art & Media programme, at the Berlin University of the Arts, studied communication design at the Hamburg University of Applied Sciences. She is a lecturer in Fashion Design, Art & Media, at the Berlin University of the Arts. She is a board member of the Medienkunstverein Berlin and a member of the collectives nox&honig, KateHack and raumperspektive.
Two Legs or Six: Dec-ANT-structing Social Behavior, 2023
´
Objekt, Videoinstallation, VR, 360, AR3d model Ooceraea biroi: clonal raider antMikroskop, Gips
In Zusammenarbeit mit Zimai Li und Baptiste Piqueret (Lise Meitner Research Group Social Behaviour)
Die multimediale Installation untersucht die Mechanismen von Netzwerken und sozialem Verhalten im Kontext von Mensch-Maschine-Interaktionen, indem sie Parallelen zwischen der klonalen Raubameise und menschlichen Strukturen erforscht. Die Ameisen der Art Ooceraea biroi leben in Kolonien ohne Königin und vermehren sich durch Klonen. Ihre Fortpflanzung ist einfach, da sie im Gegensatz zu anderen Ameisenarten keine Tunnelsysteme benötigen, um zu gedeihen. In einem Labor können sie leicht auf Gipshabitaten gehalten werden. Ooceraea biroi kommunizieren über ein breites Spektrum verschiedener Pheromone. So setzen Ameisen bei der Arbeit Signalpheromone frei, um mit ihren Nestgenossen zu kommunizieren oder um verhaltensbedingte Alarmreaktionen auszulösen. Das Sozialverhalten dieser Art wird in Zusammenarbeit mit Zimai Li, Baptiste Piqueret und Veit Grabe von der Lise Meitner Group Social Behaviour am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie durch Beobachtung und mikroskopische Videoaufnahmen, datengestütztes Tracking und Photogrammetrietechniken analysiert.Der Hubwagen und seine verschiedenen elektronischen Varianten dienen als Werkzeuge zum Heben und Bewegen schwerer Güter und sind in der heutigen Logistik unverzichtbar. Die Firma Jungheinrich hat ihre Modellreihe "Ameise" genannt, weil eine Ameise mehr als ihr eigenes Körpergewicht tragen kann. Der Hubwagen als Transport- und Hilfsmittel ist nicht nur die Evolution einer Reihe von logistischen Maschinenoptimierungen und menschlicher Effizienz, sondern auch eine Erweiterung des menschlichen Körpers. Ziel des künstlerischen Forschungsprojekts ist es, zu verstehen, wie komplizierte und komplexe Systeme in und neben uns funktionieren und wie zerbrechlich diese Systeme sein können: In einem komplizierten System gibt es klar definierte Verbindungen zwischen einzelnen Elementen, die unsere Fähigkeiten und unser Wissen übersteigen, wie Maschinen mit all ihren Drähten und Komponenten. In komplizierten Systemen lassen sich Ursache und Wirkung vorhersagen, aber in einem komplexen System ist das anders. Es ist lebendig, und seine Ursache-Wirkungs-Beziehungen sind unvorhersehbar. Komplexe Organisationen, die offen für ihre Umgebung sind, nehmen Informationen auf und entwickeln sich auf dieser Grundlage autonom weiter, aber komplexe Systeme müssen nicht immer komplexer sein. Dabei wurde das Sensemaking Model BANI 2020 als Referenzpunkt genommen, das den aktuellen Zustand der menschlichen Welt auf verschiedene Weise beschreibt. BANI steht für Brittle, Anxious, Non-linear, and Incomprehensible World. Um verschiedene Aspekte einer komplizierten und komplexen Welt zu erfassen und zu interpretieren, werden verschiedene Medien wie mikroskopische Bildgebung, Video und VR & AR in einem experimentellen und performativen Ansatz eingesetzt.
Object, Video Installation, VR, 360, AR
3d model Ooceraea biroi: clonal raider ant Microscope, Plaster
In collaboration with Zimai Li und Baptiste
Piqueret (Lise Meitner Research Group Social Behaviour)
The multi-media installation “Two legs or six: dec-ANT-structing social behavior“ delves into the mechanisms of networks and social behavior within the context of human-machine interactions, by researching parallels between the clonal raider ant and human structures.
The ants of the species Ooceraea biroi live in colonies without a queen and reproduce through cloning. Their breeding is straightforward, as, unlike other ant species, they don‘t require tunnel systems to thrive. In a lab setting, they can easily be kept on plaster habitats. Ooceraea biroi communicate via a wide spectrum of different pheromones. For instance, ants release signal pheromones when working to communicate with their nestmates or to trigger behavioral alarm responses. However, during disputes, it‘s less about using pheromones and more about rudimentary behavior like biting.
The social behavior of this species is analyzed through observation and microscopic video recordings, data-driven tracking, and photogrammetry techniques in collaboration with Zimai Li, Baptiste Piqueret, and Veit Grabe from the Lise Meitner Group Social Behaviour at the Max Planck Institute for Chemical Ecology.
The pallet jack and its various electronic versions serve as tools for lifting and moving heavy goods and are indispensable in today‘s logistics. The company Jungheinrich named their model series ‚Ameise‘, because an ant can carry more than its own body weight. The pallet jack, as a transport and auxiliary tool, represents not just the evolution of a series of logistical machine optimization processes and human efficiency but also an extension of the human body. The pallet jack thus becomes an object of experimentation, thereby transforming the real world itself into a laboratory.
The aim of the artistic research project is to understand how intricate and complex systems function both within and alongside us, and how fragile these systems can be.
In a complicated system, there are clearly defined connections between individual elements, which exceed our abilities and knowledge, like machines with all their wires and components. Cause and effect can be predicted in complicated systems.
However, it‘s different in a complex system. It‘s alive, and its cause-and-effect relationships are unpredictable. Complex organizations, being open to their surroundings, take in information and evolve autonomously based on that, but complex systems don‘t always have to be more sophisticated.
The insights of the artistic research are transported into a digital space to discern parallels between its structures and human structures. This involved taking the Sensemaking Model BANI 2020 as a reference point, which describes the current state of the human world in various ways. BANI stands for Brittle, Anxious, Non-linear, and Incomprehensible World. To capture and interpret different aspects of an intricate and complex world, various mediums such as microscopic imaging, video, and VR & AR are employed through an experimental and performative approach.
Kathrin forschte zusammen mit den Wissenschaftlern Zimai Li und Baptiste Piqueret der Lise-Meitner-Forschungsgruppe Sozialverhalten des Max Planck Instituts für Chemische Ökologie.
Die Forschung kombiniert Laborexperimente mit lebenden Ameisenkolonien, computergestützte Analysen des individuellen und kollektiven Verhaltens und molekulare Ansätze in einem neuen System, der klonalen Räuberameise, deren ungewöhnliche Biologie es uns ermöglicht, die Zusammensetzung der Kolonie genau zu kontrollieren und zu reproduzieren.
Scientists Zimai Li and Baptiste Piqueret from the Max Planck Institute for Chemical Ecology's Lise-Meitner Research Group on Social Behaviour collaborated with Kathrin on this project.
The research uses a novel system, the clonal raider ant, whose peculiar biology enables us to accurately control and recreate colony composition. This system incorporates laboratory trials with live ant colonies, computational evaluations of individual and collective behavior, and molecular techniques.
Claus Schöning Lam Yong
»Die Kunst ist die radikalste Form der Grundlagenforschung. Ich bin dankbar für eine europäische Kunstgeschichte der Autonomie und des invasiven Fortschritts, die sicherstellt, dass es keine Interessen oder disziplinären Grenzen gibt die diese Radikalität der Kunst gefährden. Von nun an ist Kunst eine Praxis der Beschwörung radikaler Zukünfte. Ich bin mir sehr bewusst, dass es verschiedene Konstruktionen von Kunst und Freiheit gibt, die dennoch in wirtschaftlichen und vielleicht sogar innovativen Produktionsregimen wirksam sind. Ich glaube jedoch, um der Welt des 21. Jahrhunderts einen Sinn zu geben und eine Vision für die Zukunft zu entwerfen, ist es unabdingbar, ein radikales Denken zu ermöglichen, das eine westliche Auffassung von Kunst bieten kann. Radikalität darf nicht bedeuten, den Bezug zur beobachtbaren Realität zu verlieren, im Gegenteil, Radikalität muss auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Um über den Tellerrand hinaus zu denken, braucht man zuerst einen Teller. Dies zu vergessen, bedeutet, jede Revolution auf ewig zu verschieben oder sie nur theoretisch ablaufen zu lassen. Um der Verantwortung der Kunst gerecht zu werden, muss man mit den Wissenschaften, den NRO und der Politik zusammenarbeiten. In meinen jüngsten Arbeiten habe ich mit Experten aus der Elektronenmikroskopie, der Kreislaufwirtschaft, der Bioethik, der Politikanalyse, den komplexen Systemen und den Biowissenschaften zusammengearbeitet, um Filme, Töne, Objekte und Erzählungen zu produzieren, die sich um die menschliche Verantwortung und die Beherrschung unserer Biosphäre drehen.«
Art is the most radical form of basic research. I am grateful for an european art history of autonomy and invasive progression to make sure there are no interests or disciplinary boundaries
compromising this radicality of art. As of now art is a practice of invoking radical futures. I am very aware that there are different constructions of art and freedom, which are nevertheless effective in economic and perhaps even innovative regimes of production. However I believe to make sense of the world in the 21st century and to assemble a vision for the future it is indispensable to enable radical thinking, which a western conception of art can provide. Radicality must not mean to loose touch with observable reality, on the contrary radicality must be grounded in scientific knowledge. To think out of the box, you need a box first. To forget this means to eternally postpone any revolution or only let it play out theoretically. To live up to the responsibilities of art means to cooperate with the sciences, NGOs and politics. In my recent works I worked with experts from electron microscopy, cricular economy, bioethics, policy analysis, complex systems and the life sciences to produce films, sounds, objects and narratives gathered around human responsibility and dominion of our biosphere.
Slime Mould Migration, 2023
performative Installation, variable Abmessungen, LCD-Displays, Physarum polycephalum (Schleimpilz), Mikroskop, Beamer
In Zusammenarbeit mit Melissa Ruiz-Vásquez (Hydrologie-Biosphäre-Klima-Interaktion), Kasper Wachinger (Biologische Physik und Morphogenese), Annu Panwar
Kann ein nicht-menschliches Wesen - ein Schleimpilz - die Zukunft der Menschheit verkörpern und vorhersagen?Die Menschen sind als Reaktion auf den Klimawandel gewandert und werden dies auch weiterhin tun, aber wie wird die derzeitige beispiellose Klimakrise die Migration von Hunderten von Millionen Menschen in den nächsten 50 Jahren steuern? Wie würde ein Schleimpilz die menschliche Bevölkerung als Reaktion auf den Klimawandel umverteilen? Die Amöbe Physarum polycephalum, gemeinhin als Schleimpilz bekannt, ist ein Paradebeispiel für unkonventionelle Intelligenz. Obwohl es sich um eine einzellige Lebensform handelt, zeigt sie Entscheidungsfindung, Gedächtnisleistung und vorausschauendes Verhalten. In dieser Live-Performance modelliert ein Schleimpilz eine zweidimensionale Weltkarte, indem er zwischen verschiedenen interessanten Punkten wächst und sie mit einem optimierten Netz verbindet. Diese Karte zeigt Regionen, die sich in Bezug auf ihre Eignung für das menschliche Überleben erheblich verändern werden. Der Schleimpilz wird diese Regionen miteinander verbinden und so Migrationsrouten vorhersagen. Das Publikum ist eingeladen, das Mikroskop zu benutzen, um ausgewählte Bereiche von Interesse näher zu betrachten. Trifft der Schleimpilz objektive, rationale Entscheidungen? Kann sich der Schleimpilz mit ethischen Fragen auseinandersetzen? Da der Schleimpilz ein Licht auf unsere Zukunft wirft, werden herkömmliche Vorstellungen von computergestützter Modellierung und Medientheorie überdacht. Dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Annu Panwar von der Gruppe Klima-Ökosystem-Störungs-Interaktionen des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena und Kaspar Wachinger von der Forschungsgruppe Biologische Physik und Morphogenese der Technischen Universität München.
performative installation, variable dimensions, LCD displays, Physarum polycephalum (slime mould), microscope, beamer
In collaboration with Melissa Ruiz-Vásquez (Hydrology-Biosphere-Climate Interaction), Kasper Wachinger (Biological Physics and Morphogenesis), Annu Panwar (Climate-ecosystem-disturbance interactions)
Can a non-human being – a slime mould – embody and predict the future of humanity?
Humans have been and will continue to migrate in response to a changing climate, but how will the current unprecedented climate crisis direct the migration of hundreds of millions in the next 50 years? How would a slime mould redistribute the human population in response to the changing climate? Which cities will become the major hubs of transit in this century?
The amoeba Physarum polycephalum, commonly known as the slime mould, is a prime example of unconventional intelligence. Despite it being single cellular, this life form exhibits decision-making, memory retention and anticipatory behaviours. It has been used to model transportation networks, such as highways by growing between different points of interest and connecting them with an optimised network.
In this live performance a slime mould is modelling a two-dimensional world map. This map shows regions, which will significantly change, in terms of suitability for human survival. The slime mould will connect those regions and therefore predict migration trajectories. Audiences are invited to use the microscope to look closer at selected areas of interest.
Does the slime mould make objective, rational decisions? Can the slime mould tackle ethical concerns? What does it mean to physically embody a model?
As the slime mould sheds light on our future, conventional ideas of computational modelling and media theory are revisited.
This project resulted from a collaboration with Annu Panwar from the Climate-ecosystem-disturbance interactions group from the Max Planck Institute for Biogeochemistry, Jena and Kaspar Wachinger from Biological Physics and Morphogenesis research group of the Technical University Munich.
Claus wurde von Forscher*innen des Max Planck Instituts für Biogeochemie unterstützt. Zum Einen von Melissa Ruiz-Vásquez von der Arbeitsgruppe Hydrologie - Biosphäre - Klima WechselwirkungenDie Gruppe möchte das Verständnis des Hydrologie-Biosphäre-Atmosphäre Systems verbessern, indem sie Klima-Modellierung mit der Analyse von Beobachtungs(basierten)-Daten kombinieren. Zum Anderen Annu Panwar der Forschungsgruppe Klima, Ökosysteme und Störfaktoren.
Die Gruppe Klima-Ökosystem-Störungs-Interaktionen konzentriert sich auf die Verbindungen zwischen Klimaschwankungen und -veränderungen, Störungsregimen und der Struktur und Funktionsweise von Ökosystemen auf regionaler bis globaler Ebene.
Claus is supported by researchers from the Max Planck Institute for Biogeochemistry. Firstly, Melissa Ruiz-Vásquez from the Hydrology - Biosphere - Climate Interactions research group. The group aims to improve the understanding of the hydrology-biosphere-atmosphere system by combining climate modelling with the analysis of observational (based) data. Secondly, Annu Panwar of the Climate, Ecosystems and Disturbances Research Group.
The Climate-Ecosystem-Disturbance Interactions group focuses on the links between climate variability and change, disturbance regimes and ecosystem structure and functioning at regional to global scales.
[:]
Ulrich Formann
Ulrich Formann (geb. 1996) ist ein multidisziplinärer Konzept- und Medienkünstler. Sein Studium der Digitalen Kunst absolvierte er an der Universität für angewandte Kunst Wien. Durch Coding, Reverse Engineering und Hardware Hacking versucht er die Grenzen und Kehrseiten moderner Technologien auszuloten.
Ulrich Formann (b. 1996) is a multi-disciplinary and conceptual media artist. He has graduated at the University of Applied Arts Vienna in Digital Arts. Through the means of coding, reverse-engineering and hardware-hacking he aims to explore the limits and flip sides of technology on a finite planet.
Ground Truth, 2023
Ortsspezifische Echtzeit-InstallationNadeldrucker, kartierte Projektion, NASA-Aktivbranddaten
In Zusammenarbeit mit Birgitta König-Ries (FUSION), Roman Gerlach (FUSION), Conrad Philipp (ELLIS Unit Jena)
Um Brände auf der ganzen Welt zu erkennen, überwachen spezialisierte Forschungssatelliten kontinuierlich die Erde und nehmen Bilder auf. Diese Bilder, die von einem speziellen Kamerasensor aufgenommen werden, enthalten Infrarotlicht, so dass sie Brände aus Hunderten von Kilometern Entfernung erkennen können.Ground Truthing beschreibt den Prozess, mit dem fernerkundete Informationen ausgewertet werden. Durch den Vergleich von Daten, die aus der Ferne erfasst wurden, mit physischen Messungen vor Ort können sie verifiziert und besser verstanden werden.Die Installation "Ground Truth" kombiniert Satelliteninformationen über aktive Brände mit Social-Media-Daten von Snapchat. Mit dieser App können Nutzer Fotos und Videos mit eingebetteter Geolokalisierung hochladen, die nur einen Tag lang angesehen werden können. Durch die Kombination dieser beiden Datensätze wird eine Echtzeit-Bodenwahrheit geschaffen, die sonst nicht möglich wäre.
Site-Specific Real-Time Installation Dot matrix printer, mapped projection, NASA active fire data
In collaboration with Birgitta König-Ries (FUSION), Roman Gerlach (FUSION), Conrad Philipp(ELLIS Unit Jena)
To detect fires around the world, specialised research satellites continuously monitor the earth and take pictures. These images, captured by a special camera sensor, include infrared light, allowing them to identify fires from hundreds of kilometers away.
Ground truthing describes the process by which remotely sensed information is evaluated. By comparing data captured from a distance with physical measurements taken on the ground, it can be verified and better understood.
The installation “Ground Truth“ combines satellite information of active fires with social media data from Snapchat. This app allows users to upload photos and videos with embedded geolocation that can only be viewed for one day. Combining these two sets of data creates real-time ground truth that wouldn‘t otherwise be possible to obtain.
Uli arbeitete zum Einen mit Birgitta König-Ries und Roman Gerlach von FUnctionality Sharing In Open eNvironments - FUSION zusammen. Das zentrale Thema ihrer Arbeit war die transparente, integrierte Nutzung von Ressourcen in offenen, heterogenen und dynamischen Umgebungen. Außerdem konsultierte er auch Conrad Philipp von ELLIS Jena. Die Forschung der ELLIS Unit Jena ist im Kern von dem Wunsch motiviert, zu erforschen, wie Umwelt- und Klimawissenschaften von maschinellem Lernen und KI-Fortschritten profitieren können, um ein besseres Verständnis der dynamischen Systeme der Erde zu erlangen
Uli was working with Birgitta König-Ries and Roman Gerlach from FUnctionality Sharing In Open eNvironments - FUSION. The central theme of their work is the transparent, integrated use of resources in open, heterogeneous and dynamic environments. He also consulted Conrad Philipp from ELLIS Jena. At its core, the ELLIS Unit Jena's research is motivated by a desire to explore how environmental and climate science can benefit from machine learning and AI advances to gain a better understanding of Earth's dynamic systems
[:]
Lisa Hopf
»Innerhalb meiner künstlerischen Arbeit thematisiere ich das stetige Optimierungsstreben des Menschen. Ich untersuche, wie Dichotomien wie „besser“ und „schlechter“ oder „effizient“ und „ineffizient“ die menschliche Umgebung und letztendlich den Menschen prägen. Dazu schaffe ich skulpturale Objekte aus meist funktionalen Materialien, die an Alltagsgegenständen orientiert sind. Mit der Synthese von Funktionalität und Dysfunktionalität innerhalb dieser Objekte erzeuge ich eine absurde Logik, um die inhärenten Spannungen und Widersprüche der modernen Gesellschaft zu reflektieren.«
Lisa Hopf hat freie Kunst an der Bauhaus-Universität in Weimar sowie Mathematik, Kunst und Philosophie auf Lehramt studiert. Die in Jena ansässige Künstlerin hat bereits 2022 an der Residency „Künstlerische Tatsachen“ teilgenommen. Im Rahmen ihrer Kooperation mit dem Institut für Biologische Psychologie und kognitive Neurowissenschaft der Universität Jena und dem Leibniz-IPHT hinterfragte sie dabei künstlerisch, welche Auswirkungen Optimierungsprozesse innerhalb der menschlichen Wahrnehmung auf die Flexibilität des menschlichen Denkens und Verstehens hat.
»I thematise human's ongoing pursuit of optimization in my artistic work. I look at how dichotomies like "better" and "worse" or "efficient" and "inefficient" affect the environment of people and, ultimately, how people are. To achieve this, I make sculptures out of materials that are mostly practical and inspired by commonplace items. In order to portray the fundamental tensions and inconsistencies of contemporary society, I establish an absurd logic by synthesising utility and dysfunctionality within these things.«
On a teaching degree, Lisa Hopf studied free art at the Bauhaus University in Weimar along with mathematics, art, and philosophy. The Jena-based artist has already taken part in the "Künstlerische Tatsachen" residency in 2022. In collaboration with the Leibniz-IPHT and the Institute for Biological Psychology and Cognitive Neuroscience at the University of Jena, she creatively questioned the impact that human perception's optimization processes have on the adaptability of human thinking and understanding.
An Innovation's Great Moment, 2023
Installation, verschiedene Dimensionen
In der Mixed-Media-Installation "An Innovation's Great Moment" ahmt ein analoger Computer-Cursor den Schwänzeltanz der Honigbienen nach, der eine sehr effektive Methode ist, um Nektarquellen zu kommunizieren. Er bewegt sich vor dem berühmten Hintergrund von Microsoft Windows XP. Inspiriert von der Ultraviolett-Wahrnehmung der Bienen wurde die Landschaft durch violette Färbung verzerrt. Ein Gewächshaus in grüner Bildschirmfarbe umgibt den Cursor und trennt ihn von seiner Umgebung. Die Mixed-Media-Installation erforscht die Beziehung zwischen Natur, Mensch und Technologie. Sie kontrastiert menschliche technologische Optimierungsprozesse mit natürlichen Anpassungen wie dem Zappeltanz und untersucht die menschlichen Reaktionen auf eine technologiegesteuerte Umwelt. Der künstlerische Prozess wurde von Zimai Li (Lise Meitner Forschungsgruppe Sozialverhalten, Max-Planck-Institut für chemische Ökologie), Frank Hellwig (Systematische Botanik, Friedrich-Schiller-Universität) und Frank Dienerowitz (Technische Mechanik, Ernst-Abbe-Fachhochschule) beeinflusst.
Installation, Variable Dimensions
In the mixed media installation “An Innovation‘s Great Moment“, an analog computer cursor imitates the waggle dance of honey bees, which is a very effective method of communicating nectar sources. It moves in front of the famous Microsoft Windows XP background. Inspired by the ultraviolet-perception of bees, the landscape has been distorted by violet coloring. A greenhouse in green screen color surrounds the cursor and separates it from its environment. The mixed media installation explores the relationship between nature, humans and technology. It contrasts human technological optimization processes with natural adaptations like the waggle dance and investigates human responses to a technology-driven environment. The artistic process was influenced by Zimai Li (Lise Meitner Research Group Social Behaviour, Max Planck Institute for Chemical Ecology), Frank Hellwig (Systematic Botany, Friedrich-Schiller-University) and Frank Dienerowitz (Engineering Mechanics, Ernst Abbe-University of Applied Sciences).
2023
Im Jahr 2023 haben fünf Künstler*innen an unserem Residenz Programm teilgenommen. Hier möchten wir sie, die entstandenen Arbeiten und Institute vorstellen:
Once again, five artists have taken part in our residency programme. Here we would like to introduce them, their works and their institutes:
Andrea Garcia
»Ich arbeite mit traditionellen und zeitgenössischen künstlerischen Methoden, um Beobachtungen und Fragen, die ich über menschliche und nicht-menschliche Beziehungen habe, zu verarbeiten. Geologie, ökokritische Theorie, digitale Darstellungen der Natur und mechanische Fehler inspirieren meine Kompositionen. Meine Kunstwerke nutzen anthropozentrische Phänomene als Methode, um sich eine visuelle Kultur aus nicht-menschlichen Perspektiven vorzustellen. Im Atelier arbeite ich mit einer Vielzahl von Materialien und Techniken wie Weben, Sticken, Quilten, Tuften, Keramik, Schweißen, Video, 3D-Modellierung und Animation, Fotografie und Druck. Mit verschiedenen Materialien und Techniken fühle ich mich frei, die entsprechenden Bedingungen und Geschichten von Menschen und Nichtmenschen in einer Zeit sozialer und ökologischer Unruhen zu analysieren.«
»Wie hat es die Kultur geschafft, eine ökologische Ungleichheit zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Körpern aufzubauen? Ist dies umkehrbar? Warum sieht dieser Berg so verdammt gut aus?«
»I work with traditional and contemporary art-making methods to process observations and questions I have about human and non-human relationships. Geology, ecocriticism theory, digital representations of nature, and mechanical errors inspire my compositions. My artworks utilise anthropocentric phenomena as a method to imagine a visual culture from non-human perspectives. In the studio, I work with an array of materials and techniques such as weaving, embroidery, quilting, tufting, ceramics, welding, video, 3D modeling and animation, photography, and print-making. With different materials and techniques I feel free to explore analysing the corresponding to conditions and stories of both humans and nonhumans in a time of social and ecological unrest.«
»How has culture managed to build an ecological inequality between humans and non-human bodies? Is this reversible? Why does that mountain look so damn good?«
Andrea arbeitete mit den Wissenschaftler*innen Christine Kranz und Benjamin Dietzek-Ivanšić von Catalight zusammen. CataLight erforscht die kontrollierte Verknüpfung von molekularen lichtgesteuerten katalytischen Einheiten mit hierarchisch strukturierten Matrizen aus weicher Materie, um Sonnenstrahlung in chemische Reaktivität umzuwandeln. Außerdem konsultierte sie Frank Hellwig vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv).
iDiv ist ein DFG-Forschungszentrum mit mehr als 450 Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Mitgliedern an den Hauptstandorten Halle, Jena und Leipzig. Forscherinnen und Forscher aus 40 Nationen erarbeiten hier die wissenschaftliche Grundlage für den nachhaltigen Umgang mit der Biodiversität unseres Planeten.
Scientists Benjamin Dietzek-Ivanšić and Christine Kranz from Catalight will collaborate with Andrea. In order to transform solar energy into chemical reactivity, CataLight investigates the regulated coupling of molecular light-driven catalytic units with hierarchically constructed soft matter matrices. Frank Hellwig from the German Centre for Integrative Biodiversity Research (iDiv) will also be consulted.
With its major offices in Halle, Jena, and Leipzig, iDiv is a DFG research center with more than 450 employees and members. The scientific foundation for the sustainable management of our planet's biodiversity is created here by researchers from 40 different nations.
Kathrin Hunze
»Ich arbeite als Medienkünstlerin an den Schnittpunkten verschiedener Inszenierungsformen im Kontext des bewegten Bildes mit neuen Medien. Meine künstlerische Forschung konzentriert sich auf die Untersuchung von Prozessen, Mechanismen, und ethischen Aspekten neuer Technologien und deren Auswirkungen in komplexen Systemen.«
Kathrin Hunze ist Medienkünstlerin und Meisterschülerin wie auch Absolventin des Studiengangs Kunst & Medien, an der Universität der Künste Berlin, studierte Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Sie ist Dozentin in den Fachbereichen Fashiondesign, Kunst & Medien, an der Universität der Künste Berlin. Sie ist Vorstandsmitglied des Medienkunstvereins Berlin und Mitglied der Kollektive nox&honig, KateHack und raumperspektive.
»I am working as a media artist at the intersections of different forms of staging in the context of the moving image with new media. My artistic research focuses on the exploration of processes, mechanisms, and ethical aspects of new technologies and their effects in complex systems.«
Kathrin Hunze is a media artist and master student as well as a graduate of the Art & Media programme, at the Berlin University of the Arts, studied communication design at the Hamburg University of Applied Sciences. She is a lecturer in Fashion Design, Art & Media, at the Berlin University of the Arts. She is a board member of the Medienkunstverein Berlin and a member of the collectives nox&honig, KateHack and raumperspektive.
Kathrin forschte zusammen mit den Wissenschaftlern Zimai Li und Baptiste Piqueret der Lise-Meitner-Forschungsgruppe Sozialverhalten des Max Planck Instituts für Chemische Ökologie.
Die Forschung kombiniert Laborexperimente mit lebenden Ameisenkolonien, computergestützte Analysen des individuellen und kollektiven Verhaltens und molekulare Ansätze in einem neuen System, der klonalen Räuberameise, deren ungewöhnliche Biologie es uns ermöglicht, die Zusammensetzung der Kolonie genau zu kontrollieren und zu reproduzieren.
Scientists Zimai Li and Baptiste Piqueret from the Max Planck Institute for Chemical Ecology's Lise-Meitner Research Group on Social Behaviour collaborated with Kathrin on this project.
The research uses a novel system, the clonal raider ant, whose peculiar biology enables us to accurately control and recreate colony composition. This system incorporates laboratory trials with live ant colonies, computational evaluations of individual and collective behavior, and molecular techniques.
Claus Schöning Lam Yong
»Die Kunst ist die radikalste Form der Grundlagenforschung. Ich bin dankbar für eine europäische Kunstgeschichte der Autonomie und des invasiven Fortschritts, die sicherstellt, dass es keine Interessen oder disziplinären Grenzen gibt die diese Radikalität der Kunst gefährden. Von nun an ist Kunst eine Praxis der Beschwörung radikaler Zukünfte. Ich bin mir sehr bewusst, dass es verschiedene Konstruktionen von Kunst und Freiheit gibt, die dennoch in wirtschaftlichen und vielleicht sogar innovativen Produktionsregimen wirksam sind. Ich glaube jedoch, um der Welt des 21. Jahrhunderts einen Sinn zu geben und eine Vision für die Zukunft zu entwerfen, ist es unabdingbar, ein radikales Denken zu ermöglichen, das eine westliche Auffassung von Kunst bieten kann. Radikalität darf nicht bedeuten, den Bezug zur beobachtbaren Realität zu verlieren, im Gegenteil, Radikalität muss auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Um über den Tellerrand hinaus zu denken, braucht man zuerst einen Teller. Dies zu vergessen, bedeutet, jede Revolution auf ewig zu verschieben oder sie nur theoretisch ablaufen zu lassen. Um der Verantwortung der Kunst gerecht zu werden, muss man mit den Wissenschaften, den NRO und der Politik zusammenarbeiten. In meinen jüngsten Arbeiten habe ich mit Experten aus der Elektronenmikroskopie, der Kreislaufwirtschaft, der Bioethik, der Politikanalyse, den komplexen Systemen und den Biowissenschaften zusammengearbeitet, um Filme, Töne, Objekte und Erzählungen zu produzieren, die sich um die menschliche Verantwortung und die Beherrschung unserer Biosphäre drehen.«
Art is the most radical form of basic research. I am grateful for an european art history of autonomy and invasive progression to make sure there are no interests or disciplinary boundaries
compromising this radicality of art. As of now art is a practice of invoking radical futures. I am very aware that there are different constructions of art and freedom, which are nevertheless effective in economic and perhaps even innovative regimes of production. However I believe to make sense of the world in the 21st century and to assemble a vision for the future it is indispensable to enable radical thinking, which a western conception of art can provide. Radicality must not mean to loose touch with observable reality, on the contrary radicality must be grounded in scientific knowledge. To think out of the box, you need a box first. To forget this means to eternally postpone any revolution or only let it play out theoretically. To live up to the responsibilities of art means to cooperate with the sciences, NGOs and politics. In my recent works I worked with experts from electron microscopy, cricular economy, bioethics, policy analysis, complex systems and the life sciences to produce films, sounds, objects and narratives gathered around human responsibility and dominion of our biosphere.
Claus wurde von Forscher*innen des Max Planck Instituts für Biogeochemie unterstützt. Zum Einen von Melissa Ruiz-Vásquez von der Arbeitsgruppe Hydrologie - Biosphäre - Klima WechselwirkungenDie Gruppe möchte das Verständnis des Hydrologie-Biosphäre-Atmosphäre Systems verbessern, indem sie Klima-Modellierung mit der Analyse von Beobachtungs(basierten)-Daten kombinieren. Zum Anderen Annu Panwar der Forschungsgruppe Klima, Ökosysteme und Störfaktoren.
Die Gruppe Klima-Ökosystem-Störungs-Interaktionen konzentriert sich auf die Verbindungen zwischen Klimaschwankungen und -veränderungen, Störungsregimen und der Struktur und Funktionsweise von Ökosystemen auf regionaler bis globaler Ebene.
Claus is supported by researchers from the Max Planck Institute for Biogeochemistry. Firstly, Melissa Ruiz-Vásquez from the Hydrology - Biosphere - Climate Interactions research group. The group aims to improve the understanding of the hydrology-biosphere-atmosphere system by combining climate modelling with the analysis of observational (based) data. Secondly, Annu Panwar of the Climate, Ecosystems and Disturbances Research Group.
The Climate-Ecosystem-Disturbance Interactions group focuses on the links between climate variability and change, disturbance regimes and ecosystem structure and functioning at regional to global scales.
[:]
Ulrich Formann
Ulrich Formann (geb. 1996) ist ein multidisziplinärer Konzept- und Medienkünstler. Sein Studium der Digitalen Kunst absolvierte er an der Universität für angewandte Kunst Wien. Durch Coding, Reverse Engineering und Hardware Hacking versucht er die Grenzen und Kehrseiten moderner Technologien auszuloten.
Ulrich Formann (b. 1996) is a multi-disciplinary and conceptual media artist. He has graduated at the University of Applied Arts Vienna in Digital Arts. Through the means of coding, reverse-engineering and hardware-hacking he aims to explore the limits and flip sides of technology on a finite planet.
Uli arbeitete zum Einen mit Birgitta König-Ries und Roman Gerlach von FUnctionality Sharing In Open eNvironments - FUSION zusammen. Das zentrale Thema ihrer Arbeit war die transparente, integrierte Nutzung von Ressourcen in offenen, heterogenen und dynamischen Umgebungen. Außerdem konsultierte er auch Conrad Philipp von ELLIS Jena. Die Forschung der ELLIS Unit Jena ist im Kern von dem Wunsch motiviert, zu erforschen, wie Umwelt- und Klimawissenschaften von maschinellem Lernen und KI-Fortschritten profitieren können, um ein besseres Verständnis der dynamischen Systeme der Erde zu erlangen
Uli was working with Birgitta König-Ries and Roman Gerlach from FUnctionality Sharing In Open eNvironments - FUSION. The central theme of their work is the transparent, integrated use of resources in open, heterogeneous and dynamic environments. He also consulted Conrad Philipp from ELLIS Jena. At its core, the ELLIS Unit Jena's research is motivated by a desire to explore how environmental and climate science can benefit from machine learning and AI advances to gain a better understanding of Earth's dynamic systems
[:]
Lisa Hopf
»Innerhalb meiner künstlerischen Arbeit thematisiere ich das stetige Optimierungsstreben des Menschen. Ich untersuche, wie Dichotomien wie „besser“ und „schlechter“ oder „effizient“ und „ineffizient“ die menschliche Umgebung und letztendlich den Menschen prägen. Dazu schaffe ich skulpturale Objekte aus meist funktionalen Materialien, die an Alltagsgegenständen orientiert sind. Mit der Synthese von Funktionalität und Dysfunktionalität innerhalb dieser Objekte erzeuge ich eine absurde Logik, um die inhärenten Spannungen und Widersprüche der modernen Gesellschaft zu reflektieren.«
Lisa Hopf hat freie Kunst an der Bauhaus-Universität in Weimar sowie Mathematik, Kunst und Philosophie auf Lehramt studiert. Die in Jena ansässige Künstlerin hat bereits 2022 an der Residency „Künstlerische Tatsachen“ teilgenommen. Im Rahmen ihrer Kooperation mit dem Institut für Biologische Psychologie und kognitive Neurowissenschaft der Universität Jena und dem Leibniz-IPHT hinterfragte sie dabei künstlerisch, welche Auswirkungen Optimierungsprozesse innerhalb der menschlichen Wahrnehmung auf die Flexibilität des menschlichen Denkens und Verstehens hat.
»I thematise human's ongoing pursuit of optimization in my artistic work. I look at how dichotomies like "better" and "worse" or "efficient" and "inefficient" affect the environment of people and, ultimately, how people are. To achieve this, I make sculptures out of materials that are mostly practical and inspired by commonplace items. In order to portray the fundamental tensions and inconsistencies of contemporary society, I establish an absurd logic by synthesising utility and dysfunctionality within these things.«
On a teaching degree, Lisa Hopf studied free art at the Bauhaus University in Weimar along with mathematics, art, and philosophy. The Jena-based artist has already taken part in the "Künstlerische Tatsachen" residency in 2022. In collaboration with the Leibniz-IPHT and the Institute for Biological Psychology and Cognitive Neuroscience at the University of Jena, she creatively questioned the impact that human perception's optimization processes have on the adaptability of human thinking and understanding.