Residency
2022
Künstlerischen Tatsachen 2022 unter dem Motto »Tension«. Mit Maxime Chabal, Monika Dorniak, Nahye Gu, Lisa Hopf & Kristina Cyan. ​Erstmalig wurde die Residency mit einem Beteiligungsformat »kT Fellows« begleitet
Artists in Residence 2022
Wissenschaftliche Institute
In diesem Jahr haben wir eine große Bandbreite an Forscher*innen gewinnen können, die im Rahmen unserer Arts & Science Residency ihr Wissen mit Künstler*innen teilen. Von Infektionsbiologie über Psychologie bis zu Neurowissenschaft ist ein Thema spannender als das andere! Schaut euch unsere ausführlichen Videos und Beschreibungen an
Artist Portfolios
Hier findest du die Artist-Portfolio von Maxime Chabal, Monika Dorniak, Lisa Hopf & Nahye Gu mit Werkbeschreibung von Ronja Landau und Fotografien von Anna Perepechai.
Maxime Chabal
Maxime Chabal (er/ihm) untersucht in seiner Arbeit die Wechselwirkung zwischen Körper und Außenwelt und beleuchtet kritisch die Darstellung durch Marketing, Pharmaindustrie und Medizin. Seine zunächst klinisch wirkende Ästhetik integriert gezielt Emotionalität und Verletzlichkeit. In seiner Residency vertiefte Chabal sein Verständnis für wissenschaftliche Themen, insbesondere für die physiologischen Effekte von Berührungen. Beeinflusst von Jean-Luc Nancys Essay »Der Eindringling« hinterfragt Chabal die Stabilität der Identität und untersucht den Körper als dynamisches und sich ständig veränderndes System. In Zusammenarbeit mit dem Leibniz-HKI erforscht er die Grenzbereiche zwischen menschlichen Zellen und Pathogenen. Seine Skulpturen im TRAFO-Magazin, wie »haut-le-coeur«, thematisieren Transplantationen und das Schweißen unterschiedlicher Metalle, wobei fragile Verbindungen entstehen. Die 2-Kanal-Installation »Fireflies burn their wings on public lighting« setzt sich mit der Organ-on-a-Chip-Technologie auseinander, die am Hans-Knöll-Institut verwendet wird, um die Funktion von Organen, insbesondere der Lunge, in Miniaturform zu simulieren. Chabal hinterfragt die Visualisierung und Repräsentation von Körpern, indem er in einer Filmsequenz die Grenzen zwischen Körper und Technik verschwimmen lässt. Der Film zeigt einen sich auflösenden Tanz im TRAFO, einem ehemaligen Elektrizitätswerk, und erkundet das Wechselspiel von Präsenz und Abwesenheit. Seine Gipsskulpturen im Erdgeschoss reflektieren über Abwesenheit und die Fragilität des Körpers, indem sie nur die Negativformen von Abgüssen zeigen, die an Gipsverbände und Muschelschalen erinnern. Diese Werke werfen Fragen nach den abgegossenen Körpern, fehlenden Teilen und den Spuren des Prozesses auf und laden die Betrachter*innen ein, sich mit den Themen Fragmentierung und Transformation auseinanderzusetzen.
Monika Dorniak
Monika Dorniak erforscht in ihrer künstlerischen Arbeit intergenerationelles Trauma, die psychosomatischen Auswirkungen der Entfremdung von der Umwelt (Solastalgie) und die Handlungsfähigkeit der Natur (Gaia). Während ihrer Residency in Jena arbeitete sie intensiv im Archiv des Deutschen Optischen Museums und führte Gespräche über epigenetische Traumaforschung und Psychologie. Sie entwickelte die multisensuelle Installation »Pikaia’s Ossature«, die sich kritisch mit westlichen, patriarchalen Systemen auseinandersetzt und durch einen neu interpretierten Guckkasten die Natur in den Fokus rückt. Die Installation verwendet Linsen, die individuelle Wahrnehmungen ermöglichen und auf die Verschiebung von Realitäten hinweisen. Die in der Skulptur verwendeten Materialien und Farben symbolisieren sowohl gewalttätige Aneignung als auch Widerstandskraft. Zusätzlich stellt Dorniak »Your Body is a Water Vessel« aus, eine interaktive, multimediale Partitur, die in Zusammenarbeit mit dem Klangkünstler Monty Callaghan entstanden ist. Diese Arbeit verbindet poetisch-meditative Elemente und thematisiert die menschliche Abstammung vom Unterwasserwesen Pikaia sowie die Verarbeitung traumatischer Erinnerungen. Sie lädt die Besucher*innen dazu ein, ihren entfremdeten Körper zurückzuerobern und eine tiefere Verbindung zur eigenen Natur herzustellen.
Nahye Gu
Nahye Gu erforscht in ihrer künstlerischen Praxis die Unterschiede zwischen analogem und digitalem Raum und nutzt Augmented Reality (AR) zur Visualisierung ihrer Werke. Ihre Installationen verwenden hauptsächlich Keramik, die durch komplexe Trocknungs- und Brennprozesse geformt wird. Während ihrer Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung in Jena ließ sich Gu von der Untersuchung der Pneumokokken und deren Interaktion mit dem menschlichen Körper inspirieren. In ihrer Installation »Twins« kombinierte Gu Keramik und AR, um Brotscheiben darzustellen, die unsere Wahrnehmung von Realität und Illusion hinterfragen. Durch eine spielerische Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Visualisierungsprozessen entstanden täuschend echte Keramik-Brotscheiben und digitale Kopien, die unsere Wahrnehmung von analogen und digitalen Realitäten vergleichen. In »Twins II« verarbeitete sie Keramik-Reiswaffeln, die farblich an die Forschung des Instituts angelehnt sind und unsere Sicht auf Form und Funktion hinterfragen. In »Three squares« stellte Gu Alltagsobjekte in überdimensionaler Form dar, um die Beziehung zwischen physischem Raum und Kunstwerk zu erforschen. Die Installation zeigt riesige Keramik-Haarnadeln, die durch ihre Größe ihre ursprüngliche Funktion verlieren und somit den physischen Raum neu definieren. Mit diesen Werken erkundet Nahye Gu die Verbindungen und Unterschiede zwischen analogen und digitalen Erlebnissen sowie die Dynamik zwischen Kunst und Raum.